FRANKFURT (MAIN) – Für die Beteiligungen des Bundes an den Energieunternehmen
Uniper und Sefe gibt es konkretes Interesse von Investoren. „Ich nehme mit
Interesse zur Kenntnis, dass beide Unternehmen als interessant, als attraktiv
eingeschätzt werden“, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche am Mittwoch
bei einer Investorenkonferenz zu Energie und Infrastruktur in Frankfurt.
Details wollte sie nicht nennen: „Ob und mit welchen Investoren wir dazu
sprechen, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen“, so die Ministerin.
„Aber dass große Player, gut aufgestellte Player in der Energiewelt“
interessiert sind“, sei „nach den Krisen ja auch ein gutes Zeichen“.
Sefe ist die frühere Gazprom Germania. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine
und dem einseitigen Gaslieferstopp hatte der Bund Sefe verstaatlicht und sich
an Uniper im Zuge einer Rettungsaktion beteiligt. Dafür hatte der Bund zusammen
rund 20 Milliarden Euro aufgewendet. Die EU hat Deutschland auferlegt, beide
Beteiligungen bis 2028 auf einen Anteil von höchstens 25 Prozent plus einer
Aktie zu verringern.
Zuletzt hatte das Wirtschaftsministerium im September erklärt, die
Bundesregierung prüfe mehrere Optionen für Sefe und Uniper. Als eine Möglichkeit
gilt auch ein Zusammenschluss beider Unternehmen.
Die Investorenkonferenz wird zum zweiten Mal nach 2024 von der staatlichen
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und der Deutschen Bank veranstaltet. Zu den
Teilnehmern gehören 50 institutionelle Investoren, die zusammen über zehn
Billionen Euro investiertes Kapital managen. Deutsche Bank-CEO Christian Sewing
und KfW-Chef Stefan Wintels berichteten von großem Interesse globaler Investoren
am Standort Deutschland. Die Konferenz sei überbucht. Das gelte auch für Slots
für bilaterale Gespräche, ein Kernbestandteil des Treffens.
Tag - Industrie & Handel
BRÜSSEL – Die Europäische Volkspartei (EVP) hat heute gemeinsam mit rechten und
rechtsextremen Abgeordneten für einen Vorschlag des Rates der Europäischen Union
gestimmt, der die EU-Entwaldungsverordnung um ein Jahr verschieben und
vereinfachen will.
Erst vor wenigen Wochen hatte die EVP bereits mit rechtsextremen Abgeordneten
zusammengearbeitet, um mehr Unternehmen von den europäischen
Nachhaltigkeitsberichtspflichten auszunehmen. Mit diesen Manövern zeigt die
Partei zunehmend Bereitschaft, sich bei Bedarf mit weit rechts stehenden Gruppen
zu verbünden – sehr zum Missfallen ihrer Partner aus der politischen Mitte des
Parlaments.
Mit der Entwaldungsverordnung will die EU sicherstellen, dass Produkte wie
Kaffee, Soja oder Rindfleisch nicht von abgeholzten Flächen stammen. Unter Druck
von Handelspartnern und Wirtschaftsverbänden hatte die EU-Kommission im
vergangenen Monat vorgeschlagen, das Gesetz am 30. Dezember in Kraft treten zu
lassen – jedoch mit verschiedenen Vereinfachungen und einer sechsmonatigen
Kulanzfrist für Unternehmen, die mit der Umsetzung Probleme haben.
Der Rat will jedoch noch weiter gehen: Neben einer einjährigen Verschiebung für
mittlere und große Unternehmen soll es für kleinere Betriebe noch längere
Übergangsfristen geben. Das Gremium sieht außerdem für das Jahr 2026 eine
Überprüfung des Gesetzes vor – mit der Option, weitere Vorgaben zu streichen.
Die Gespräche zwischen EVP, der liberalen Renew-Fraktion und den
Sozialdemokraten liefen bis Dienstag, scheiterten aber letztlich an zentralen
Punkten, insbesondere an der Frage, ob das Parlament die einjährige Verschiebung
unterstützen sollte.
Die EVP stellte sich schließlich hinter die Ratslinie und stützte sich bei der
Abstimmung auf Stimmen aus dem rechten und rechtsextremen Lager, darunter die
Europäischen Konservativen und Reformer sowie die Patriots for Europe.
„Es ist schwer nachvollziehbar, warum ein Kompromiss, den 24 von 27
Mitgliedstaaten unterstützen, für S&D und Renew nicht tragbar sein soll“, sagte
die EVP-Abgeordnete Christine Schneider vor der Abstimmung.
„Leider haben es die drei Fraktionen wieder nicht geschafft, sich bei einem
grünen Gesetzesvorhaben zu einigen. Renew hat bis zuletzt versucht, einen
Kompromiss zu finden“, sagte der Renew-Abgeordnete Pascal Canfin. „Das ist
erneut ein schlechtes Signal für die Koalition von Ursula von der Leyen – und
für den Geist des Kompromisses, der EU immer getragen hat.“
Nun kann das Europaparlament in die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten
einsteigen.
Amazon Web Services (AWS) hat eine unabhängige europäische Governance-Struktur
für die AWS European Sovereign Cloud, die Schaffung eines eigenen Security
Operations Centers und die Gründung einer neuen Muttergesellschaft bekannt
gegeben. Diese Muttergesellschaft der AWS European Sovereign Cloud wird von
Staatsbürgern aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) geleitet und
unterliegt lokalen rechtlichen Anforderungen. Kathrin Renz, derzeit Vice
President AWS Industries mit Sitz in München, wird erste Geschäftsführerin der
Gesellschaft.
Die AWS European Sovereign Cloud wird die einzige vollumfängliche, unabhängig
betriebene souveräne Cloud sein, die durch starke technische Kontrollen,
souveräne Zusicherungen und rechtliche Schutzmaßnahmen abgesichert ist.
Europäische Kontrolle, Governance und Betrieb
AWS wird eine neue europäische Organisation und ein neues Betriebsmodell für die
AWS European Sovereign Cloud etablieren, mit einer neuen Muttergesellschaft und
drei Tochtergesellschaften, die in Deutschland eingetragen sind. Diese dezidiert
europäischen Tochtergesellschaften werden Kontrollen implementieren, um
Kundeninhalte und von Kunden erstellte Metadaten innerhalb der EU zu belassen,
Personal mit Wohnsitz in der EU beschäftigen, das für den Betrieb der AWS
European Sovereign Cloud verantwortlich ist, die zugrunde liegende Infrastruktur
betreiben sowie EU-basierte Root-Zertifikate und Trust-Services verwalten, die
für die Authentifizierung der Sicherheit und Identität von Cloud-Services
erforderlich sind. Das Managementteam dieser neuen Muttergesellschaft wird die
Geschäftsführung sowie eine:n Beauftragte:n für Sicherheit und Datenschutz
umfassen, die alle Staatsbürger:innen aus EU-Mitgliedstaaten mit Wohnsitz in der
EU sein werden.
> Das Design der AWS European Sovereign Cloud ermöglicht, dass sie selbst im
> Fall von Verbindungsunterbrechungen mit dem Rest der Welt unbegrenzt
> weiterbetrieben werden kann.
Das Design der AWS European Sovereign Cloud ermöglicht, dass sie selbst im Fall
von Verbindungsunterbrechungen mit dem Rest der Welt unbegrenzt weiterbetrieben
werden kann. Europäische Kunden und Regierungen profitieren von der
widerstandsfähigen AWS Architektur, die mehrere Verfügbarkeitszonen mit
unabhängiger Stromversorgung, Netzwerkkonnektivität, Betriebseinrichtungen und
Sicherheitsfunktionen umfasst, die diese kritischen Betriebsabläufe ermöglichen.
Diese leistungsstarke Kombination hat sich in Krisenzeiten als entscheidend
erwiesen, etwa bei der Erhaltung wichtiger ukrainischer Verwaltungsdienste und
der Entwicklung KI-gestützter Frühwarnsysteme zur Hochwasserprävention in
Saragossa - ein Beispiel dafür, wie AWS bedeutsame Unterstützung leistet, wenn
Europa sie am dringendsten benötigt. Um die Kontinuität auch unter extremen
Umständen zu gewährleisten, erhalten autorisierte AWS Mitarbeiter:innen der AWS
European Sovereign Cloud, die in der EU ansässig sind, unabhängigen Zugang zu
einer Kopie der Quellcodes, die für die Aufrechterhaltung der Dienste der AWS
European Sovereign Cloud erforderlich sind.
Erfahrene europäische Führung
Kathrin Renz, die erste Geschäftsführerin der AWS European Sovereign Cloud, ist
deutsche Staatsangehörige und bringt umfassende globale und europäische
Expertise in die Position ein. Mit Sitz in Deutschland und als ranghöchste
Führungskraft der AWS European Sovereign Cloud wird Renz rechtlich verpflichtet
sein, im besten Interesse der AWS European Sovereign Cloud zu handeln. Sie wird
für die Überwachung von Entscheidungen in Bezug auf Unternehmensführung,
Compliance und Sicherheit verantwortlich sein und sicherstellen, dass die AWS
European Sovereign Cloud allen geltenden Gesetzen und Rechtsvorschriften in
Deutschland und der EU entspricht.
> Wir verfolgen mit der AWS European Sovereign Cloud einen einzigartigen Ansatz.
> Kunden sagen uns, dass sie nicht zwischen funktional eingeschränkten Lösungen
> und der vollen Leistungsfähigkeit von AWS wählen möchten.
“Wir verfolgen mit der AWS European Sovereign Cloud einen einzigartigen Ansatz.
Kunden sagen uns, dass sie nicht zwischen funktional eingeschränkten Lösungen
und der vollen Leistungsfähigkeit von AWS wählen möchten. Deshalb haben wir die
AWS European Sovereign Cloud so konzipiert, dass sie europäische Anforderungen
an die digitale Souveränität erfüllt und dabei das Serviceportfolio, die
Sicherheit, Zuverlässigkeit und Leistung bietet, die Kunden von AWS erwarten”,
so Kathrin Renz, Geschäftsführerin der AWS European Sovereign Cloud.
Noah Berger / 2023
Betriebliche Autonomie in Europa
Die Infrastruktur der AWS European Sovereign Cloud wird sich vollständig
innerhalb der EU befinden und physisch sowie logisch von anderen AWS-Regionen
getrennt sein. AWS verpflichtet sich zu unabhängigem und kontinuierlichem
Betrieb; die AWS European Sovereign Cloud wird keine kritischen Abhängigkeiten
von nicht-EU-Infrastruktur haben. Neben der unabhängigen Infrastruktur der AWS
European Sovereign Cloud wird es keine operative Kontrolle außerhalb der
EU-Grenzen geben; die AWS European Sovereign Cloud wird ausschließlich von
Mitarbeiter:innen mit Wohnsitz in der EU betrieben. Nur AWS Mitarbeiter:innen
mit Wohnsitz in der EU werden Kontrolle im täglichen Betrieb ausüben,
einschließlich des Zugangs zu Rechenzentren, des technischen Supports und des
Kundenservice für die AWS European Sovereign Cloud.
Sicherheit in Europa
AWS arbeitet weiterhin eng mit europäischen Regulierungsbehörden zusammen,
darunter das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das
führende Sicherheitsstandards für Cloud-Anbieter in Deutschland und darüber
hinaus etabliert hat. Anfang dieses Jahres unterzeichneten AWS und das BSI eine
Kooperationsvereinbarung. Eine zentrale Priorität dieser Vereinbarung war die
Weiterentwicklung der Governance sowie der technischen Standards für die
betriebliche Trennung und das Datenflussmanagement der AWS European Sovereign
Cloud, um die Einhaltung der BSI-Anforderungen an die digitale Souveränität zu
ermöglichen.
Langjähriges Engagement in Europa
Die Wurzeln von Amazon in Europa reichen tief, und Amazon trägt seit mehr als 25
Jahren zu Wirtschaftswachstum und Arbeitsplatzschaffung bei. Dies umfasst
Investitionen von mehr als 250 Milliarden Euro seit 2010 und die Beschäftigung
von mehr als 225.000 Menschen auf dem gesamten Kontinent. Viele dieser
Mitarbeiter:innen sind seit über einem Jahrzehnt bei Amazon und wirken an
einigen der grundlegenden Dienste mit, die für Kunden entwickelt werden.
Beispielsweise tragen die Teams in Forschungs- und Entwicklungszentren in Irland
und Deutschland zur Entwicklung modernster Technologien für Amazon Elastic
Compute Cloud (Amazon EC2) bei, einschließlich des AWS Nitro Systems, das allen
modernen EC2-Instanzen zugrunde liegt, sowie Amazon Linux.
Unser Ansatz zur digitalen Souveränität besteht darin, AWS weiterhin von Grund
auf souverän zu gestalten (sovereign-by-design) – wie es von Anfang an der Fall
war – und unsere bestehenden Regionen in Europa durch europäische
Unternehmenseinheiten zu betreiben, die den lokalen Gesetzen unterliegen. Die
erste AWS European Sovereign Cloud Region baut auf diesem langjährigen und
umfangreichen europäischen Engagement auf und wird bis Ende 2025 im Bundesland
Brandenburg, Deutschland, mit einer Investition von 7,8 Milliarden Euro
eingeführt. Sie wurde entwickelt, um Kunden mehr Auswahlmöglichkeiten zur
Erfüllung ihrer sich entwickelnden Anforderungen an die digitale Souveränität zu
bieten, ohne Kompromisse bei der vollen Leistungsfähigkeit von AWS einzugehen.
Mehr zur AWS European Sovereign Cloud erfahren Sie hier.
Die Investitionen von AWS werden voraussichtlich zwischen 2024 und 2026 15,4
Milliarden Euro zum deutschen Bruttoinlandsprodukt beitragen.
Amazon Web Services (AWS) hat angekündigt 8,8 Milliarden Euro in seine
bestehende Cloud-Infrastruktur in der AWS Europe (Frankfurt) Region zu
investieren, um die wachsende Kundennachfrage nach Cloud-Diensten in Deutschland
zu erfüllen.
Laut der AWS Studie „AWS Economic Impact Study“ für Deutschland wird diese
geplante Investition jährlich voraussichtlich 15 200 Vollzeitäquivalente (VZÄ)
Arbeitsplätze in lokalen deutschen Unternehmen unterstützen. Zwischen 2014 und
2023 investierte AWS 9,6 Milliarden Euro in Deutschland und trug damit
schätzungsweise 18,4 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands
bei und unterstützte in diesem Zehnjahreszeitraum über 5 900 Arbeitsplätze pro
Jahr. Die geplante Investition von 8,8 Milliarden Euro wird voraussichtlich 15,4
Milliarden Euro zum BIP Deutschlands beitragen und von 2024 bis 2026 jährlich
über 15.200 Arbeitsplätze unterstützen.
> Die geplante Investition von 8,8 Milliarden Euro wird voraussichtlich 15,4
> Milliarden Euro zum BIP Deutschlands beitragen und von 2024 bis 2026 jährlich
> über 15.200 Arbeitsplätze unterstützen.
AWS kündigte außerdem Pläne an, zwischen 2024 und 2040 7,8 Milliarden Euro in
die AWS European Sovereign Cloud zu investieren. Die erste AWS European
Sovereign Cloud wird bis Ende 2025 in Brandenburg in Deutschland für Kunden
verfügbar sein und soll zwischen 2024 und 2040 voraussichtlich 17,2 Milliarden
Euro zur wirtschaftlichen Leistung Deutschlands beitragen. Durchschnittlich soll
sie in diesem Zeitraum 2 800 Arbeitsplätze jährlich unterstützen.
AWS
AWS in Deutschland
Zehntausende aktive Kunden nutzen die AWS Region in Deutschland, die 2014 mit
zwei Verfügbarkeitszonen eröffnet wurde, um ihre Unternehmen digital zu
transformieren. 2017 wurde eine dritte Verfügbarkeitszone zur Europe (Frankfurt)
Region hinzugefügt. Seither ist die AWS Infrastruktur in Deutschland auf
insgesamt 39 Edge-Standorte, drei WaveLength-Zonen in Berlin, Dortmund und
München sowie einen regionalen Edge-Cache in Frankfurt angewachsen. Im Oktober
2022 startete AWS seine erste AWS Local Zone in Hamburg und bietet deutschen AWS
Kunden so noch geringere Latenzen für ihre Anwendungen. AWS hat Büros in Berlin,
Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Walldorf. In diesen Büros arbeiten
Mitarbeiter:innen im Vertrieb, Marketing und Business Development. Die
AmazonDevelopment Center in Aachen, Berlin, Dresden und Tübingen tragen zum
Rückgrat der AWS Cloud-Entwicklung bei, einschließlich Dienste für Künstliche
Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) wie Amazon SageMaker und Amazon
Bedrock.
Stärkung der Cloud-Belegschaft in Deutschland
AWS investiert in Aus- und Weiterbildungsprogramme, um einen einfachen Zugang zu
Cloud-Lerninhalten zu ermöglichen und die nächste Generation von
Tech-Arbeitskräften in Deutschland zu qualifizieren. Zu den Initiativen gehören
ein Ausbildungsprogramm in Frankfurt in Zusammenarbeit mit der Siemens AG, die
erste nationale Cloud-Computing-Zertifizierung in Deutschland in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer, AWS re/Start, AWS Educate, AWS
Academy, die AWS Skills to Jobs Tech Alliance und AWS GetIT.
AWS InCommunities: Lokaler Mehrwert durch globales Engagement
Mit AWS InCommunities entwickelt AWS langfristige Initiativen mit Fokus auf
Bildung, Kompetenzentwicklung, Nachhaltigkeit und die Bewältigung lokaler
Herausforderungen.
In der Rhein-Main-Region engagierten sich mehr als 100 Mitarbeitende in
ehrenamtlichen Projekte direkt vor Ort, beispielsweise durch die Verteilung von
selbstgekochtem Essen und Getränken an Menschen ohne Obdach in Frankfurt.
Nachhaltigere Cloud für eine grünere Zukunft
Als Teil des Climate Pledge hat Amazon sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 in seinen
Betriebsabläufen CO2-neutral zu arbeiten. Amazon hat bereits 2024 seinen
weltweiten Stromverbrauch zu 100% aus erneuerbaren Energien gedeckt.
> Amazon hat bereits 2024 seinen weltweiten Stromverbrauch zu 100% aus
> erneuerbaren Energien gedeckt.
Wir haben Stromabnahmeverträge (Corporate Power Purchase Agreements, CPPA) mit
Energieunternehmen wie Ørsted und Iberdrola unterzeichnet, die
Offshore-Windparks errichten. So plant Ørsted in der deutschen Nordsee den
900-Megawatt-Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 3. Sobald dieser Windpark
voraussichtlich im Jahr 2026 in Betrieb geht, wird Amazon eine Kapazität von 350
MW beziehen. Mit Iberdrola hat Amazon vereinbart, eine Kapazität von 320 MW aus
zwei Offshore-Windparks in der Ostsee, Baltic Eagle und Windanker, zu beziehen.
Darüber hinaus haben wir in Deutschland Solaranlagen auf den Dächern unserer
Standorte in Hof-Gattendorf, Nürnberg und Neu-Ulm in Bayern, sowie in
Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz), Grossenkneten (Niedersachsen) und Sindelfingen
(Baden-Württemberg) errichtet. Die Anlagen haben eine Kapazität von über 11 MW.
Mit der Gesamtkapazität dieser acht Projekte von mehr als 680 MW – was dem
Stromverbrauch von etwa 800.000 Haushalten in Deutschland entspricht – ist
Amazon laut Bloomberg New Energy Finance 2024 zum fünften Mal in Folge der
größte private Abnehmer erneuerbarer Energien in Deutschland.
Noah Berger / 2022
AWS ist bestrebt, seine Umweltauswirkungen durch Energieeffizienzmaßnahmen wie
maßgeschneiderte Graviton4- und Trainium-Chips zu minimieren, die im Vergleich
zu lokalen Rechenzentren weniger Energie verbrauchen. Zusätzlich hat AWS das
Ziel, bis 2030 wasserpositiv zu sein, also mehr Wasser an Standorte
zurückzuführen, als es für den direkten Betrieb seines Geschäfts benötigt. AWS
stellt Werkzeuge wie den AWS Well-Architected Sustainability Pillar, das AWS
Customer Carbon Footprint Tool und die Amazon Sustainability Data Initiative
bereit, um Kunden dabei zu unterstützen, ihre Cloud-Architekturen zu verbessern,
Emissionen zu messen, zukünftige Auswirkungen vorherzusagen und die
Nachhaltigkeitsforschung und -innovation voranzutreiben.
Welche Bedeutung Cloud-Computing für die deutsche Wirtschaft hat, erfahren Sie
in der Studie von IW Consult – einer unabhängigen Tochtergesellschaft des
Instituts der deutschen Wirtschaft.
BRÜSSEL — Die Europäische Kommission wird in den kommenden drei Monaten eine
Überprüfung des Verbrenner-Aus durchführen. Das teilte sie gegenüber Vertretern
der Autohersteller und Zulieferer am Freitag mit.
Bis Ende des Jahres soll ein Vorschlag zur Änderung des Gesetzes vorgelegt
werden. Allerdings ist noch unklar, was genau an der Verordnung geändert wird,
die faktisch ein Verbot von Verbrennungsmotoren ab dem Jahr 2035 darstellt,
sagten mehrere Brancheninsider gegenüber POLITICO nach einem strategischen
Dialog zwischen dem Automobilsektor und Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen.
„Mein Eindruck ist, dass sie am Ziel festhalten will, aber alternative Wege
finden möchte, um die 100-Prozent-Ziele einzuhalten“, sagte William Todts,
Geschäftsführer der Umwelt-NGO Transport & Environment, der an dem Treffen
teilnahm.
Die Industrie und ihre politischen Unterstützer drängen seit Monaten darauf, die
Gesetzgebung abzuschwächen, um die Verwendung des Verbrennungsmotors weit über
2035 zu ermöglichen – unter anderem durch Ausnahmen für Hybride oder alternative
Kraftstoffe.
Von der Leyen überraschte die Branche am Mittwoch, als sie in ihrer Rede zur
Lage der Union eine Initiative für „kleine, erschwingliche Autos“ ankündigte,
die sich auf die Entwicklung von in Europa hergestellten Elektroautos für
preisbewusste Verbraucher konzentrieren soll.
In einem Papier, das den Teilnehmern vor dem strategischen Autodialog zugesandt
und von POLITICO eingesehen wurde, ging von der Leyen dem Thema Emissionen aus
dem Weg und versprach stattdessen einen Vorschlag zur Elektrifizierung von
Firmenflotten. Am Freitag wurde jedoch laut Gesprächskennern keine solche
Initiative diskutiert.
Die Tagesordnung verärgerte die Teilnehmer, insbesondere die deutschen
Autobauer, die am stärksten für eine Änderung des 2035-Gesetzes lobbyiert haben.
Einige stellten die Sinnhaftigkeit der Teilnahme an den Dialogen grundsätzlich
infrage.
Von der Leyen hatte das erste derartige Treffen zu Jahresbeginn veranstaltet,
das im März in den „Automotive Action Plan“ mündete. Dieser Plan gewährte der
Industrie zwar gewisse Erleichterungen bei den Emissionszielen für dieses Jahr,
verschob jedoch jede Entscheidung über die Regelung ab 2035 auf später.
Einige Branchenvertreter zweifelten vor dem Treffen am Freitag am Sinn des
Formats, da es bislang keine „Bewegung oder Hinweise auf Anpassungen“ gegeben
habe, sagte eine Quelle unter der Bedingung der Anonymität.
„Dies war vielleicht die letzte Chance, und offenbar hat auch die Kommission das
so verstanden“, fügte die Quelle hinzu, wenngleich die Sitzung konstruktiv
gewesen sei.
Abgesehen von der Arbeit an der 2035-Regelung kündigte von der Leyen nach dem
Treffen die Einrichtung von zwei Arbeitsgruppen unter ihrer Leitung an.
Die erste soll sich auf die Initiative für kleine Elektroautos konzentrieren.
Die Kommission möchte, dass ein solcher Vorstoß auch local content rules
einschließt – die europäische Produzenten bevorzugen würde.
Die Idee wurde von den Teilnehmern überwiegend positiv aufgenommen. Allerdings
dürfe man diese Regeln nicht zu starr einsetzen.
„Es kann keine europäische Insel geben“, sagte ein Branchenvertreter.
Die zweite Arbeitsgruppe soll definieren, was „Technologieneutralität“ in der
Praxis bedeutet. In der Branche wird der Begriff oft verwendet, um mehr
Flexibilität in der 2035-Gesetzgebung zu fordern – etwa durch den Einsatz
alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels oder Biokraftstoffe.
Autohersteller betonen, diese Kraftstoffe seien sauberer als Benzin und Diesel.
Kritiker halten dagegen, dass sie nicht so umweltfreundlich seien wie Batterien
und nicht in ausreichender Menge produziert werden könnten, um eine realistische
Lösung für Pkw darzustellen.
BRUSSELS — The European Commission’s move to recognize U.S. car standards —
buried in the fine print of the EU-U.S. trade deal — has sent the industry into
a tizzy, but EU politics mean a radical change in how European cars are
regulated is unlikely.
The EU-U.S. joint statement formalizing their tariff deal includes 11 words on
cars that Washington has long hankered for: The U.S. and the EU “intend to
accept and provide mutual recognition to each other’s standards.”
In other words, American cars that meet lower U.S. standards could be allowed on
European roads.
It’s an about-face for Brussels, which insisted to a group of industry
organizations in May that no such proposal was in the works.
“Let me assure you that neither EU safety and environmental performance
standards nor citizens’ EU Treaty guaranteed rights and values are up for
negotiation,” the Commission wrote in the May letter seen by POLITICO and signed
by Leopoldo Rubinacci, the deputy director general for trade.
But the language in this month’s agreement is alarming consumer organizations.
They warn that bringing EU and U.S. rules into conformity would threaten the
bloc’s emissions standards and lead to more road deaths, given that American
cars are heavier and larger than their European counterparts.
The EU’s safety regulations, meanwhile, are more stringent and are aimed at
reducing pedestrian deaths with things like advanced emergency braking that
warns drivers of an impending collision, which the U.S. recently instituted but
won’t apply until 2029.
NOT SO FAST
But any changes to the bloc’s laws would require the unraveling of the EU’s
vehicle approval process and would require sign-off from both the European
Parliament and EU capitals — something that is politically difficult to
envisage.
The U.S. and the EU have vastly different processes for allowing cars on the
road.
In the U.S., “the manufacturer simply puts its vehicle in the market and
declares that it is compliant with all the relevant U.S. regulations,” said
Dudley Curtis, communications director with the European Transport Safety
Council.
Cars in the EU, however, must be submitted to a national type approval body in
one of the member countries that is responsible for certifying the car and
alerting other capitals should a recall be needed.
“It’s a long and complex process,” Curtis said.
U.S. President Donald Trump, meanwhile, wants to see American pickup trucks in
Europe — and has denounced the dearth of U.S. cars as a sign of protectionism. |
Patrick T. Fallon/AFP via Getty Images
American cars do make it onto European roads, but they have to be approved on a
case-by-case basis. A broader exemption would allow for much larger — and
quicker — exports.
Adding to the regulatory difference is the United Nations Economic Commission
for Europe, which sets global car standards — something the EU abides by but the
U.S. does not.
Because the U.S. does not adhere to the U.N. regulations, “the EU cannot simply
start recognizing them without undertaking legal changes — for example, by
amending existing regulations or adding new ones,” Lawrence Freeman, an
automotive-focused lawyer at Bird & Bird, said in an email.
The Commission has so far declined to give further details on what U.S.
standards it plans to recognize and when.
Work between Washington and Brussels “includes the possibility towards
recognising some of each other’s standards or streamlining procedures linked to
conformity assessment,” a Commission official said in an email statement.
The U.S. has long pushed for the EU to match its auto standards. The issue was a
source of contention during discussions a decade ago on the proposed
Transatlantic Trade and Investment Partnership. Negotiations for the deal
dissolved in part because of divisions over car standards.
U.S. President Donald Trump, meanwhile, wants to see American pickup trucks in
Europe — and has denounced the dearth of U.S. cars as a sign of protectionism.
But opening the door to U.S. cars doesn’t guarantee consumers will buy them.
American automaker Ford has long manufactured and sold cars in the bloc but
focuses on SUVs and hatchbacks instead of the F-150 pickup trucks that are a top
seller in the U.S. market.
Buyers on both sides of the Atlantic prefer SUVs, but those sold in Europe are
smaller; the American versions measure over 5 meters on average, while European
ones come in at about a meter shorter, according to automotive consultancy JATO
Dynamics.
Beyond the legal and consumer hurdles is EU autonomy, which critics warn the
trade deal undermines. Despite the EU-U.S. deal being finalized just days ago,
Trump is already threatening to impose additional tariffs on countries he
believes have digital rules that discriminate against American companies.
European automakers are already under pressure from the 25 percent tariff on
vehicle and auto part imports Trump put into effect in April.
As part of the recent trade deal, those tariffs will be lowered to 15 percent,
but only after the EU eliminates its own industrial tariffs, including a 10
percent tariff on vehicles. The Commission is expected to put forward a measure
this week that would eliminate the tariffs, but only after approval from the
European Parliament and EU capitals.
If the trade war reignites thanks to Trump’s latest tariff maneuvers, that could
make it difficult to get those agreements.
Was Deutschlands neue Rolle im Welthandel bedeutet – verständlich, relevant, auf
den Punkt.
Von ROMANUS OTTE
Mit LAURA HÜLSEMANN und TOM SCHMIDTGEN
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TOP-THEMEN
— Deutschland, Italien und Frankreich wollen EU-Regulatorik zurücknehmen. Im
Fokus könnten das Verbrennerverbot 2035 und die Flottengrenzwerte stehen.
— Der Bund will der Bundeswehr Sonderrechte einräumen, um Rüstungsgüter
schneller zu beschaffen. POLITICO hat den Gesetzentwurf .
— Die Industrie fordert, den Rohstofffonds aufzustocken. Uns liegt das
Vorschlagspapier vor, das der BDI an Reiche geschickt hat.
Willkommen bei Industrie und Handel — wir starten mit kühlem Kopf in die
heißeste Woche des Jahres!
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lhulsemann@politico.eu, tmumme@politico.eu und jkloeckner@politico.eu.
Oder folgen Sie uns auf X: @TommesFrittes, @HulsemannLaura, @ThorstenMumme &
@herrkloeckner
THEMA DES TAGES
DIE DREI VON DER TANKSTELLE: Italien, Frankreich und Deutschland arbeiten an
einem gemeinsamen Vorstoß zur Unterstützung der europäischen Autobauer. Dabei
gehe es nicht um Zölle, sondern um Umweltfragen, erfuhren meine Kollegen Jordyn
Dahl und Hans von der Burchard.
Old Green Deal: Im Fokus stehen die EU-Beschlüsse zum Industrial Clean Deal mit
dem Verbrenner-Aus ab 2035 und den Flottengrenzwerten beim CO2-Ausstoß.
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sagte in Rom, sie verhandle mit
Friedrich Merz und Emmanuel Macron über eine „gemeinsame Linie“ für den
Autosektor, berichtet meine Kollegin Jordyn Dahl.
New Green Deal: Meloni nannte keine Details. Sie sagte aber, die „surrealsten
Aspekte“ des Green Deal müssten rückgängig gemacht werden.
In Paris hörte meine Kollegin Clea Caulcutt, die Initiative ziele darauf ab,
Risiken für die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Autosektors zu vermeiden:
Ein Schwerpunkt seien die Ziele bei der Dekarbonisierung.
Heimische Interessen: Aus Deutschland hatte zuletzt der Branchenverband VDA
einen 10-Punkte-Plan vorgelegt. Eine Forderung: Das Ziel von Null-Emissionen am
Auspuff 2035 zu verschieben und Verbrenner-Motoren mit E-Fuels weiter
zuzulassen.
Reise nach Rom: Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas sprach am Freitag in
Rom erstmals mit Italiens Industrieminister Adolfo Urso. Der plädierte dafür,
neben E-Fuels auch Biotreibstoffe als Kraftstoff-Quelle anzuerkennen.
Dem deutschen Umweltministerium lagen zu einem Dreier-Vorstoß zum Wochenende
noch keine Informationen vor, hörte Laura Hülsemann. Das Wirtschaftsministerium
ließ eine Anfrage unbeantwortet.
Rückblick: Seit Beginn der Verhandlungen über das Verbrenner-Verbot im Jahr 2023
hatten Italien und Deutschland Änderungen gefordert.
Berlin setzte Ausnahmen für E-Fuels durch — also synthetische Kraftstoffe auf
Wasserstoffbasis. Italien blieb mit seiner Forderung nach ähnlichen Regelungen
für Biokraftstoffe allein.
Koalition uneins. Während Teile der Union dafür sind, Verbrenner nach 2035
zuzulassen, hält sich die SPD zurück. Der Grünen-Wirtschaftspolitiker Julian
Joswig forderte in einer kleinen Anfrage eine Stellungnahme der Bundesregierung
ein. Laura Hülsemann liegt die Antwort vor.
Etwas im Busche: „Die Bundesregierung überprüft ihre Politik kontinuierlich“,
schrieb Umweltstaatssekretär Carsten Träger darin.
Sie werde sich „zu gegebener Zeit im Zusammenhang mit der von der Europäischen
Kommission angekündigten Überarbeitung der europäischen CO₂-Flottenregulierungen
von Kraftfahrzeugen positionieren“.
Im Koalitionsvertrag bekennen sich Union und SPD zur Autoindustrie. In Richtung
EU legen sie konkret nur fest: „Wir wollen uns aktiv dafür einsetzen,
Strafzahlungen aufgrund der Flottengrenzwerte abzuwehren.“
„Eine weitere Verwässerung der Flottengrenzwerte wäre ein fatales Signal“,
findet Joswig — „für die Industrie, für Investitionen in E-Mobilität und für
das Vertrauen in Politik“.
RÜSTUNGSINDUSTRIE
SCHNELLER KAUFEN: Die Bundesregierung will der Bundeswehr zur schnelleren
Beschaffung von Rüstungsgütern weitreichende Sonderrechte bei Ausschreibungen
und Vergabe einräumen. Das geht aus einem Gesetzentwurf hervor, der meinem
Kollegen Chris Lunday vorliegt (hier).
Ausnahmen werden zur Regel: Die Sicherheitsausnahme nach Artikel 346 des
EU-Vertrages soll dauerhaft in deutsches Recht übernommen werden. Damit können
Rüstungsverträge ohne Ausschreibung vergeben werden, nicht in Ausnahmen, sondern
als gesetzlich vorgesehene Regel.
Tür zu für die USA: Anbieter aus Drittstaaten wie die USA, Großbritannien oder
Türkei können von der Vergabe ausgeschlossen werden. Eine NATO-Mitgliedschaft
schützt nicht vor dem neuen Ausschlussrecht.
Verfahren statt Verzögerung: Vergabe ohne Wettbewerb, öffentliche Bekanntmachung
oder mündliche Anhörung werden dann möglich, wenn Eile, Geheimhaltung oder
Vereinbarkeit mit NATO-Vorgaben geltend gemacht werden. Selbst fehlende
Haushaltstitel sind kein Hindernis mehr.
Klimaschutz außen vor: Vorschriften zur klimafreundlichen Beschaffung, die bei
der Vergabe öffentlicher Aufträge sonst üblich sind, werden für den
militärischen Bereich ausgesetzt. Laut Begründung soll der Klimaschutz „nicht
zur Verzögerung verteidigungsrelevanter Beschaffungen führen“.
Weitere Details dazu lesen Sie hier.
ROHSTOFFE
Come Back, Bergbau: Die Industrie sowie Politiker von SPD und Grünen fordern
eine schnellere Nutzung und Erhöhung des Rohstofffonds.
Dokument: Der BDI hat ein Papier mit Vorschlägen für eine bessere
Rohstoffversorgung an Wirtschaftsministerin Katherina Reiche verfasst, das
Romanus Otte vorliegt (hier).
„Der Rohstofffonds sollte nun schnell für erste Beteiligungen eingesetzt, zudem
verstetigt und das Volumen — wie im Koalitionsvertrag festgelegt — signifikant
erhöht werden“, fordert der BDI. Bisher ist dafür eine Milliarde Euro bis 2028
vorgesehen.
Heimische Kettenglieder: „Grundsätzlich braucht es zum Abbau der Abhängigkeiten
und für mehr Resilienz den Auf- und Ausbau von Förder-, Weiterverarbeitungs- und
Recyclingkapazitäten in Deutschland, der EU und Partnerländern“, schreibt der
BDI weiter.
SPD für Geld und Tempo: „Im Koalitionsvertrag ist die Aufstockung unseres
nationalen Rohstofffonds vereinbart“, sagte SPD-Wirtschaftssprecher Sebastian
Roloff zu Laura Hülsemann. „Diese Schritte werden Zeit brauchen, umso wichtiger
ist es jetzt wirklich loszulegen.“
Grüne für Bergbau: „Die Regierung muss jetzt den Rohstofffonds aktivieren“,
fordert auch Sandra Detzer, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen im
Bundestag. „Der nachhaltige Abbau heimischer Rohstoffe kann ein wesentlicher
Baustein der Rohstoffsicherung sein.“
Nicht ohne China: Der BDI fordert, gleichzeitig auch den Import von Rohstoffen
aus China für Firmen planbarer zu machen. Dafür müssten Lizenzvergabe und
Zollabfertigung vereinfacht werden.
Vorräte anlegen: In dem Papier findet sich zudem die Forderung nach dem Aufbau
einer strategischen Reserve bei wichtigen Rohstoffen wie Seltenen Erden und
Magneten. Der Bund solle die Lagerhaltung in Unternehmen steuerlich
unterstützen.
Reserve für Rüstung: Der BDI unterstütze das Vorhaben, für die Sicherheits- und
Verteidigungsindustrie (SVI) den Aufbau einer nationalen Rohstoffreserve zu
prüfen.
Tempo, bitte: „Diese sollten nun rasch mit der Industrie diskutiert und in die
Umsetzung gebracht werden“, heißt es in dem Papier.
GASKRAFTWERKE
KRAFTWERKER PUSHEN REICHE: Uniper und EnBW würden mit dem Bau von
Reserve-Gaskraftwerken gern schneller loslegen, als von Wirtschaftsministerin
Reiche geplant. Das hört Tom Schmidtgen von beiden Energieunternehmen.
„Wir haben Pläne in der Schublade“, sagte Jörn Higgen, Head of Governmental
Relations Germany bei Uniper. Das Unternehmen spreche bereits mit Gemeinden über
Standorte, beispielsweise in Staudinger und Gelsenkirchen-Scholven.
Reiche plant, bis 2030 „bis zu 20 GW“ Gaskraftwerke als Reserve für den
Strommarkt auszubauen. Sie sollen bei Dunkelflauten und Strompreisspitzen
einspringen. Bis zum Jahresende will Reiche Kraftwerke mit 7 bis 10 GW
ausschreiben.
Uniper findet den Zeitplan unrealistisch. Vor 2031 oder 2032 stünden dann keine
neuen Werke. „Das ist eher sehr unwahrscheinlich, weil wir für Genehmigung und
Bau mit ungefähr fünf bis sechs Jahren kalkulieren“, so Higgen.
Habecks Kraftwerk-Strategie mit 12 GW Leistung, teilweise H2-ready, sollte man
„nicht wieder vollständig aufschnüren, um zügig mit Ausschreibungen starten zu
können“, sagte ein EnBW-Sprecher zu Tom. Das Unternehmen prüfe bereits
Investitionen.
Versorgungssicherheit: Auch Uniper setzt sich bei Reiche dafür ein, die alten
Pläne zu übernehmen. „Deutschland bleibt nicht die Zeit, eine komplett neue
Kraftwerk-Strategie zu schreiben und sich mit der Kommission zu einigen.“
Last Call: Wenn es nicht bald losgehe, „gefährden wir die
Versorgungssicherheit“, sagte Higgen.
In der Ausschreibung bevorzugen beide Betreiber Wasserstoff gegenüber CCS. Dabei
wird Erdgas genutzt, CO₂ aber abgeschieden und gespeichert. „CCS im
Energiesektor führt zu hohen Investitionskosten“ und lohne sich nur für große
Kraftwerke, so der EnBW-Sprecher.
DEKARBONISIERUNG
UNTERM BRENNGLAS: Katherina Reiche hat die angekündigte Bestandsaufnahme zur
Energiewende an die Beratung BET Consulting in Aachen vergeben. Das geht aus der
Leistungsbeschreibung hervor, die Tom Schmidtgen vorliegt (hier).
BET wird von Wissenschaftlern unterstützt, die das Institut auswählt. Nach
übereinstimmenden Medienberichten ist dies das Energiewirtschaftliche Institut
an der Uni Köln (EWI). Bis Ende Juli soll ein Entwurf vorliegen, Ende August der
Bericht.
Die Experten sollen unter anderem den erwarteten Strombedarf neu berechnen.
Weitere Themen sind die Versorgungssicherheit und der Wasserstoff-Hochlauf.
Union und SPD haben das Monitoring im Koalitionsvertrag vereinbart. Es soll
Grundlage der Energiepolitik werden.
Kritik erwünscht: Das Monitoring sei „nicht an die bisherigen Zielszenarien der
Bundesregierung gebunden“, heißt es im Auftrag.„Es ist explizit eine kritische
Auseinandersetzung […] gewünscht“, wenn bisher nicht alle Kosten und
Technologien berücksichtigt worden seien.
Ausweitung: Die Beratung soll darüber hinaus Optionen für die Neuausrichtung der
Energiepolitik vorlegen. Sie soll Empfehlungen für Investitionen sowohl in
erneuerbare Energien als auch in konventionelle Energieträger aussprechen. Das
Abspalten und Lagern von CO2 (CCS) soll ebenso berücksichtigt werden.
INDUSTRIESTROMPREIS
DICKES BRETT: Die EU-Kommission hat mit ihrem neuen Beihilferahmen den Weg für
den subventionierten Industriestrompreis in Deutschland frei gemacht.
Wirtschaftsministerin Reiche sieht aber noch Nachbesserungsbedarf.
Das Ministerium teilte mit, es arbeite am Konzept „für einen Industriestrompreis
unter Berücksichtigung der beihilferechtlichen Vorgaben“. Dabei werde der
Austausch mit der Europäischen Union fortgesetzt.
„Da sind wir noch nicht durch“, hatte Reiche bei einer Fragestunde im Bundestag
gesagt. Sie monierte etwa die zeitliche Befristung der Beihilfen und die
Bedingungen, die Unternehmen erfüllen müssen.
Redebedarf hat auch der DIHK: Die Kommission spreche gerne von
Technologieoffenheit, bevorzuge dann aber doch unter anderem Elektrifizierung
gegenüber der CO2-Abscheidung, kritisiert der stellvertretende
Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.
CO2-ZIELE
WENIGER CO2, EGAL WO: Die EU-Kommission will den EU-Ländern erlauben, einen Teil
ihres Klimaschutzes bei Treibhausgasen ab 2036 in ärmere Länder auszulagern.
Dies geht aus einem Entwurf hervor, den meine Kollegin Zia Weise einsehen
konnte.
Am Mittwoch will die Kommission das Zwischenziel der EU für die Emissionen im
Jahr 2040 festlegen. Der Ausstoß soll 90 Prozent unter das Niveau von 1990
fallen.
Bis zu drei Prozentpunkte des neuen Ziels könnten über internationale
CO2-Gutschriften erreicht werden. Dies steht im Einklang mit der deutschen
Position.
Gutschriften ermöglichen es EU-Ländern, emissionssenkende Projekte in anderen
Ländern zu bezahlen und die resultierende Treibhausgasreduzierung auf ihren
eigenen Zielwert für 2040 anzurechnen.
Jenseits des CO2-Preises: Der Vorschlag schließt die Möglichkeit aus,
Gutschriften in den Kohlenstoffmarkt zu integrieren. Er soll keine Auswirkungen
auf den CO2-Preis der EU haben.
HEUTE WICHTIG
— WARSCHAU: Katherina Reiche reist heute ohne Delegation nach Polen für einen
kurzen Antrittsbesuch. Sie trifft drei Ministerkollegen. Thema ist unter anderem
die Zusammenarbeit in der Energiepolitik. Es soll ein regelmäßiges
Gesprächsformat eingeführt werden.
— INFLATION: Um 14 Uhr gibt das Statistische Bundesamt die erste Schätzung für
die Inflationsrate im Juni bekannt.
Das war Industrie und Handel — das Wirtschaftsbriefing von POLITICO. Vielen
Dank, dass Sie uns lesen und abonnieren. Bis zur nächsten Ausgabe!
Was Deutschlands neue Rolle im Welthandel bedeutet – verständlich, relevant, auf
den Punkt.
Von TOM SCHMIDTGEN
Mit LAURA HÜLSEMANN und ROMANUS OTTE
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TOP-THEMEN
— Drei Szenarien, wie die Mindestlohnkommission entscheiden kann — und nur eine
sorgt für Frieden in der Koalition.
— Die SPD will für einen Förderbescheid ein Aufsichtsratsmandat, um bei
kriselnden Stahlkonzernen mitzureden.
— Merz zeigt sich nach dem EU-Gipfel skeptisch mit Blick auf die US-Zölle — und
optimistisch bezüglich Mercosur.
Guten Morgen vom Team Industrie und Handel — die Entscheidung der
Mindestlohnkommission wird die Stimmung auf dem SPD-Parteitag prägen. Romanus
Otte wird vor Ort sein. Sprechen Sie ihn gern an.
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lhulsemann@politico.eu, tmumme@politico.eu und jkloeckner@politico.eu.
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@herrkloeckner
THEMA DES TAGES
SHOWDOWN UM 15 EURO: Heute soll die Mindestlohnkommission ihre heikle Empfehlung
vorlegen. Die Bundespressekonferenz zog den Termin mit Steffen Kampeter
(Arbeitgeber), Stefan Körzell (DGB) und Kommissions-Chefin Christiane Schönefeld
auf 10 Uhr vor.
Pikantes Timing: Am Mittag beginnt der SPD-Parteitag — mit einer Rede von
DGB-Chefin Yasmin Fahimi.
Die SPD will eine Erhöhung auf 15 Euro ab kommendem Jahr. „Für die SPD ist das
eines der wichtigsten Themen“, sagte Sarah Philipp, Co-Chefin der NRW-SPD meinen
Kollegen Laura Hülsemann und Jürgen Klöckner. Welche Möglichkeiten liegen auf
dem Tisch?
Szenario 1: Die Kommission empfiehlt die Anhebung auf 15 Euro. Dann wäre
Frieden. Doch das gilt als wenig wahrscheinlich. Die Arbeitgeber halten die
Erhöhung um 17 Prozent für nicht verkraftbar.
Brandbrief Ost: Gestern warnten ostdeutsche Wirtschaftsverbände in einer
gemeinsamen Stellungnahme vor den Folgen (hier). „Es darf keine weitere Erhöhung
des gesetzlichen Mindestlohns geben, solange dieser der wirtschaftlichen
Entwicklung des Landes vorauseilt“, heißt es darin.
Szenario 2: Die Kommission spielt auf Zeit. Vor allem den Arbeitgebern wäre es
recht, das Ergebnis erst nach dem SPD-Parteitag zu verkünden, hört Romanus Otte.
Die Leerstelle würde beim Parteitag für Diskussionen sorgen — aber nicht für
Krach auf offener Parteitagsbühne.
Szenario 3: Die Kommission bleibt mit ihrer Empfehlung unter 15 Euro. Zuletzt
wurde mehrfach eine Zahl von 14,60 Euro kolportiert.
Dann hat Lars Klingbeil ein Problem. Er will als SPD-Chef wiedergewählt werden.
Das könnte dann daran geknüpft werden, ihn per Parteitagsbeschluss darauf zu
verpflichten.
Notfalls per Gesetz: „Ich halte es für absolut wichtig, hier einen Pflock
einzuschlagen und den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben, notfalls per Gesetz“,
sagte Philipp. Sie bringt auf dem Parteitag das Gewicht des größten
SPD-Landesverbandes ein.
Spielraum: „Wenn er knapp drunter ist, würden wir kein Gesetzgebungsverfahren da
anschließen“, sagte der kommissarische SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf
meinem Kollegen Gordon Repinski im Playbook-Podcast.
Und immerhin: „Für mich wäre es ein Wert an sich, wenn Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen“, so Klüssendorf.
Aber da geht noch mehr: „Beim Parteitag können wir auch SPD-Themen beschließen,
die über den Koalitionsvertrag hinausgehen“, beharrt Philipp.
Zeichen setzen: „Die SPD kann nicht wieder erfolgreicher werden, wenn wir nur
die To-do-Liste des Koalitionsvertrages abarbeiten“, meint sie. „Da spielen gute
Löhne eine wichtige Rolle.“
Union in Habacht: „Wir sollten den Mindestlohn nicht zum Spielball
parteipolitischer Debatten im Bundestag machen“, warnt Unions-Fraktionsvize Sepp
Müller gegenüber Tom Schmidtgen.
Respekt: Er werde die Entscheidung der Kommission in jedem Fall akzeptieren —
„ganz gleich, wie sie im Einzelnen ausfällt“.
Öffnungsklausel? Für zusätzliche Unruhe sorgt die Forderung des Bauernverbandes,
den Mindestlohn für Erntehelfer um 20 Prozent zu senken. Auch weil Agrarminister
Alois Rainer (CSU) das wohlwollend prüfen will.
Schweizer Käse: „Wenn man beim Mindestlohn Ausnahmen schafft, dann wird das
Instrument langfristig überflüssig“, warnt Philipp.
STRATEGISCHE STAATSBETEILIGUNGEN
STAATLICHER STAHL: Die SPD liebäugelt mit Staatsbeteiligungen an Stahlkonzernen.
„Wir müssen bei großer staatlicher Förderung auch über einen vorübergehenden
Einstieg des Staates oder eine strategische Beteiligung an Stahlunternehmen
reden“, sagte Sarah Philipp, Co-Chefin der NRW-SPD, zu Laura und Jürgen.
Förderung gegen Mitsprache: „NRW unterstützt die Transformation bei Thyssenkrupp
mit 700 Millionen Euro, der historisch höchsten Einzelförderung des Landes“, so
Philipp.
Kritik an schwarz-grüner Landesregierung: „Wenn ich mit Fördermitteln
unterstütze, warum bekomme ich eigentlich keinen Sitz im Aufsichtsrat? Warum
fordere ich das eigentlich nicht ein?“
„Wenn für Thyssenkrupp zwei Milliarden Euro Fördermittel fließen, kann es nicht
sein, dass ein paar Wochen später 11.000 Arbeitsplätze in Duisburg auf dem Spiel
stehen“, kritisierte Philipp. Bei Förderbescheiden müsse die
Arbeitsplatzsicherung, Standortgarantie, Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft
garantiert sein.
Die Stahlkrise wird auch Thema beim SPD-Parteitag am Wochenende in Berlin. „Wir
brauchen jetzt unbedingt einen Stahlgipfel“, so Philipp. „Das werden wir beim
Parteitag auch einfordern.“
„Grüner Stahl ist zukunftsfähig“, beteuerte Philipp. „Aber dafür brauchen wir
auch die Pipeline-Infrastruktur, um den Wasserstoff nach Duisburg zu bringen.
Nach ArcelorMittal sei „natürlich die Angst da, dass dies auch bei ThyssenKrupp
passieren könnte.“
ZÖLLE I
DEEP TALK: Beim gestrigen EU-Gipfel zeigte sich Bundeskanzler Friedrich Merz
begeistert über die Detailtiefe der Gespräche, wie Hans von der Burchard in
Brüssel hört. Doch bei seinem wichtigsten Anliegen — einem schnellen, wenn auch
weniger umfangreichen Handelsabkommen mit den USA — gibt es kaum Fortschritt.
Realitätscheck: Im EU-Ratsgebäude musste sich der Kanzler von Kommissionschefin
Ursula von der Leyen anhören, dass sich die Trump-Administration ausgerechnet
bei seinem größten Anliegen — den sektoriellen Zöllen auf Produkte wie Autos,
Maschinenbau oder Pharma — am wenigsten bewegen will.
Merz wiederum warnte, genau diese Branchen seien „mit so hohen Zöllen belastet,
dass das die Unternehmen wirklich gefährdet“ — deswegen müsse eine Lösung
gefunden werden, ASAP: „Lieber jetzt schnell und einfach als langsam und
hochkompliziert.“
Pünktlich zum Gipfel legte Washington neue Forderungen vor — darunter
Zugeständnisse im landwirtschaftlichen Bereich, die für die EU schwer zu
akzeptieren sein dürften. „Wir bereiten uns auf die Möglichkeit vor, dass keine
zufriedenstellende Einigung in Reichweite ist,“ warnte von der Leyen. Emmanuel
Macron sagte wiederum, dass er mit einem 10-Prozent US-Zoll leben könne.
Problematisch ist aus Sicht der EU auch die Argumentation Trumps, die Zölle mit
der nationalen Sicherheit zu begründen. In Stellungnahmen an das
US-Handelsministerium hat Brüssel wiederholt Bedenken dazu geäußert und auf
Vergeltungsmaßnahmen im Falle neuer Zölle hingewiesen, wie unser US-Kollege Doug
Palmer nach Einsicht der Unterlagen berichtet.
Von der Leyens Gegenmaßnahme: Neue Verbündete suchen — etwa durch eine engere
Partnerschaft mit dem indo-pazifischen CPTPP-Handelsverbund, aber auch durch die
Schaffung einer Alternative zur paralysierten Welthandelsorganisation.
Merz unterstützt das: „Wenn die WTO so funktionsunfähig ist, wie sie es schon
seit Jahren ist und offenbar auch bleibt, dann müssen wir, die den freien Handel
unverändert für wichtig halten, uns etwas anderes einfallen lassen“, so der
Kanzler.
Die jüngsten Zahlen zum US-Handelsdefizit dürften Trumps Zoll-Furor nicht
bremsen. Es stieg im Mai nämlich um 11 Prozent auf 96,6 Milliarden Dollar, da
die Exporte auf den niedrigsten Stand seit Januar sanken, wie aus dem jüngsten
Advanced Economic Indicator Report des US-Handelsministeriums vom Donnerstag
hervorgeht.
KRISENMEETING: Ursula von der Leyen empfängt am kommenden Mittwoch — wenige Tage
vor der Deadline im Zollstreit zwischen den USA und der EU — zwölf deutsche
Top-CEOs zum Lunch in Brüssel. Das wurde unserem Kollegen Rasmus Buchsteiner
bestätigt.
Ungewöhnlich: Normalerweise empfängt von der Leyen im Berlaymont außerhalb von
Dialog-Formaten der Kommission keine Firmenchefs. Türöffner war in diesem Fall
Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst (CDU), der bei dem Treffen in
Brüssel dabei sein wird.
Die Agenda: Bei dem Treffen dürfte es, wie zu hören ist, um die
Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft gehen, um Industriepolitik und um die
Zollfrage.
Die Gästeliste: Leonard Birnbaum (E.ON), Carsten Knobel (Henkel), Christian
Kullmann (Evonik), Michael Lewis (Uniper), Miguel Lopez (Thyssenkrupp), Tobias
Meyer (DHL), Armin Papperger (Rheinmetall), Juan Santamaria Cases (Hochtief),
Lionel Souque (REWE), Carsten Spohr, (Lufthansa), Markus Steilemann (Covestro),
Mathias Zachert (Lanxess), Arndt Kirchhoff (Unternehmer.NRW).
KANZLER-OPTIMISMUS ZU MERCOSUR: Schon Anfang nächster Woche soll der
Südamerika-Deal den EU-Staaten zur Ratifizierung vorgelegt werden, sagte Merz am
gestrigen späten Abend.
Gleich zweimal sprach der Kanzler sprach dazu mit Emmanuel Macron, dem größten
Skeptiker. „Mein Eindruck war, … dass da eine große Bereitschaft besteht, das
jetzt auf den Weg zu bringen,“ so Merz.
ZÖLLE II
LONDON CALLING: Großbritannien denkt darüber nach, dem europäischen Zollabkommen
beizutreten. Die Regierung will Unternehmen zum Nutzen befragen. Damit ließen
sich Vorschriften für internationale Lieferketten vereinfachen. Das berichtet
mein Kollege Jon Stone.
Konkret geht es um das Pan-Europa-Mittelmeer-Zollabkommen (PEM), dessen
revidierte Fassung am 1. Januar dieses Jahres in Kraft trat.
In der gestern veröffentlichten Handelsstrategie der britischen Regierung heißt
es, der Beitritt zum PEM würde „die Flexibilität für britische Exporteure
erhöhen, wo sie ihre Vorleistungen beziehen“.
Während die europäischen Staats- und Regierungschefs beim Abendessen darüber
stritten, wie man am besten ein Handelsabkommen mit Trump abschließen könne,
äußerte sich der britische Handelsminister zuversichtlich, das
amerikanisch-britische Abkommen verbessern zu können.
„Ich habe keinen Zweifel daran, dass wir bei den Gegenzöllen Fortschritte
erzielen können“, antwortete Jonathan Reynolds auf eine Frage meines Kollegen
Graham Lanktree in London.
INFRASTRUKTUR
SERVUS SCHNIEDER: Die Verkehrsminister treffen sich heute zu einer Sondersitzung
in der Bayerischen Vertretung in Berlin, denn die Länder wollen wissen, wer die
Kosten der Infrastruktursanierung zahlt.
„Es gibt einen enormen Nachholbedarf bei der Sanierung der Infrastruktur“, sagte
der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter, der auch den Vorsitz der
Konferenz innehat, zu Laura.
Ein Großteil der 4.000 maroden Brücken in Deutschland will
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder bis 2032 sanieren. Im Sondervermögen
Infrastruktur sind dafür in diesem Jahr 2,5 Milliarden Euro vorhergesehen, erst
danach mehr.
6.000 Brücken bräuchten einen Ersatzbau, so einer Studie des Verbands T&E. Die
Kosten belaufen sich auf 100 Milliarden Euro.
Zwar begrüßt Bernreiter das Sondervermögen Infrastruktur, aber dies erlaube
„nicht jede Brücke gleichzeitig oder das gesamte Bahnnetz auf einmal [zu]
sanieren“. Stattdessen müsse man den Fokus auf die Renovierung und Sanierung der
Bahnstrecken setzen — nicht auf den Neubau.
BAUBESCHLEUNIGUNG
FALSCHES GESETZ IM KABINETT: Der Windbau-Turbo, der vergangene Woche durchs
Kabinett ging, war eine veraltete Version. Das erfuhren Jasper Bennink und Tom
aus dem Bundestag.
Im Vorfeld gingen zwischen dem Umwelt- und Wirtschaftsministerium und der
Koalition mehrere Versionen des Entwurfs hin und her. Die Koalitionäre wollten
Paragraf 16b im Bundes-Immissionsschutzgesetz anders formuliert sehen, als er
jetzt vom Kabinett verabschiedet wurde.
Im Paragrafen geht es darum, dass nur die Bundeswehr und Luftverkehrsbehörden
Einspruch gegen Änderungen bei bereits genehmigten Windrädern erheben dürfen.
Die Koalition will, dass nach einer bestimmten Frist die Genehmigungsfiktion
gilt. Dieser Satz fehlt im Gesetz.
Kein Problem, heißt es aus der Koalition. Dies werde man mit Änderungsanträgen
im parlamentarischen Verfahren wieder zurechtbiegen.
GREEN CLAIMS
SAG EINFACH NEIN: Der VDA kritisiert die geplante Green-Claims-Richtlinie als
„Über- und Mehrfachregulierung“. Die Richtlinie belaste vor allem kleine
Unternehmen, „ohne dass es einen erkennbaren praktischen Nutzen für die
Kaufentscheidung der Verbraucher gäbe.“ Das berichtet Romanus.
Die Bundesregierung solle sich für die komplette Streichung einsetzen. „Es gibt
in der EU bereits einen bestehenden Rechtsrahmen, um irreführende Werbung
effektiv zu verhindern“, teilt der Verband mit.
KONJUNKTUR
HOFFNUNG: Die Deutsche Bank hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in
Deutschland in diesem Jahr auf 0,5 Prozent angehoben. Das geht aus einer neuen
Analyse von Deutsche Bank Research hervor (hier).
Das ist die optimistischste Prognose unter den maßgeblichen Ökonomen, deren
Konsensus bei rund 0,3 Prozent Wachstum liegt.
Momentum: Der Impuls der Ausgabenprogramme des Staates kann demnach stärker
ausfallen als bisher angenommen. 2026 könne das Wachstum auf 2,0 Prozent
anziehen.
HEUTE WICHTIG
— WOHNEN: Um 9:40 Uhr spricht Bundesbauministerin Verena Hubertz auf dem
Deutschen Mietertag in Rostock.
— FRAGEN: Um 11:30 Uhr findet die Regierungspressekonferenz statt.
— NACHBAR: Um 12 Uhr empfängt Friedrich Merz seinen österreichischen
Amtskollegen Christian Stocker mit militärischen Ehren.
Das war Industrie und Handel — das Wirtschaftsbriefing von POLITICO. Vielen
Dank, dass Sie uns lesen und abonnieren. Bis zur nächsten Ausgabe!
Was Deutschlands neue Rolle im Welthandel bedeutet – verständlich, relevant, auf
den Punkt.
Von TOM SCHMIDTGEN
Mit LAURA HÜLSEMANN und ROMANUS OTTE
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— Kanzler und Wirtschaftsministerin drängen in der EU auf eine
wirtschaftsfreundliche Linie. Oft mit Erfolg, wie Romanus Otte analysiert.
— Die Sorge vor einem Scheitern der Zoll-Verhandlungen wächst. Fraglich ist, ob
Brüssel und Berlin dasselbe Ziel haben.
— Die CDU/CSU-Fraktion hat Eckpunkte für Anreize gegen den Fachkräftemangel
beschlossen, die POLITICO vorliegen.
Guten Morgen und willkommen bei Industrie & Handel. Heute gilt: Nach dem
Nato-Gipfel ist vor dem EU-Gipfel.
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@herrkloeckner
THEMA DES TAGES
DRUCK, DRUCK, DRUCK: Friedrich Merz reist heute erstmals als Kanzler zum
EU-Gipfel. Neben den Themen Ukraine, Migration und Zölle (unten mehr) hat Merz
in Brüssel eine besondere Mission.
Er will die Wirtschaftswende à la Deutschland in die EU bringen, hören
POLITICO-Kolleginnen und Kollegen in vielen Gesprächen in Berlin und Brüssel.
„Deutschland ist zurück“, lautet Merz’ Mantra. In der EU hat das zwei Folgen.
Die schwarz-rote-Bundesregierung dreht die Wirtschaftspolitik auf rechts. Und
Merz macht den Anspruch deutlich, diese Linie auch in Europa durchzusetzen.
Neue Inhalte, neuer Stil: Deutlich wurde das zuerst bei der Lockerung der
Lieferkettenrichtlinie sowie am Streit um die geplante Richtlinie gegen
Greenwashing in der Werbung.
Die Green-Claims-Richtlinie wurde auch durch Druck aus Deutschland zur Kampfzone
zwischen Parlament und Kommission (mehr hier).
Erst nein: Am Freitag hatte es noch geheißen, die Richtlinie werde
zurückgezogen.
Dann vielleicht: Gestern stellte ein EU-Beamter, der Kommissionschefin Ursula
von der Leyen nahesteht, gegenüber meinen Kollegen Marianne Gros und Karl
Mathiesen klar: „Zu keinem Zeitpunkt hat es einen Rückzieher bei der
Verpflichtung zu den Green Claims gegeben.“
Merz ficht den Streit nicht an. Unterstützt wird er von der EVP-Fraktion. Deren
Chef Manfred Weber nannte die Debatte um die Green-Claims-Absage im Interview
mit meinen Kollegen Oliver Noyan, Rasmus Buchsteiner und Hans von der Burchard
„grotesk“ (mehr hier).
Omnibus? Güterzug! Merz und Wirtschaftsministerin Reiche verweisen auf mehr als
1000 Rechtsakte der EU. Um sie zu verschlanken, brauche es keinen Omnibus, sagt
Reiche, sondern einen australischen Eisenerz-Güterzug. Die längsten haben 655
Waggons.
‚Ich will alles.’ In Brüssel werde Merz heute seine Themen Wettbewerbsfähigkeit
und Bürokratieabbau pushen, erfuhr meine Kollegin Nette Nöstlinger aus
Regierungskreisen in Berlin.
BEISPIEL INDUSTRIESTROMPREIS: Bei ihrem Amtsantritt hatte Reiche noch gewarnt,
für die geplanten Subventionen für Strompreise und neue Reserve-Gaskraftwerke
müsse sie in Brüssel noch „dicke Bretter“ bohren.
50 Tage später ist das Brett durch. Brüssel macht den Weg für den
Industriestrompreis frei. Die Kommission veränderte den Beihilferahmen so, dass
Strompreis-Subventionen für besonders energieintensive Unternehmen möglich
werden.
Was erlaubt wird: Subventionen dürfen den Marktpreis um bis zu 50 Prozent senken
— bis zur Hälfte des Stromverbrauchs einer Firma und nicht unter 50 Euro je
Megawattstunde.
Befristung: Die Beihilfen dürfen maximal drei Jahre pro Unternehmen gewährt
werden und müssen spätestens Ende 2030 auslaufen.
Klima-Investitionen: Unternehmen müssen die Hälfte der Beihilfen innerhalb von
vier Jahren in die Senkung ihrer CO2-Emissionen investieren. Förderfähig sind
erneuerbare Energien, Speicher, CO2-armer Wasserstoff und unter Umständen auch
Gas und Atomkraft.
Reiche begrüßte den Schritt. Offiziell zumindest. In einer Fragestunde im
Bundestag kritisierte sie aber die Befristung und Auflagen: „Da sind wir noch
nicht durch.“
ZÖLLE
ZOLL-ZWEIFEL: Christian Forwick, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im
Wirtschaftsministerium, äußerte Zweifel, ob ein Abkommen vor Ablauf der
Trump’schen Frist realisierbar ist.
„Wir sehen immer noch eine Menge Turbulenzen. Ich bin nicht sicher, ob der 9.
Juli, was auch immer dabei herauskommt, der richtige Termin ist“, sagte Forwick
bei einer Diskussion des Aspen Institute, die mein Kollege Jürgen Klöckner
moderierte.
Hoffnung: „Aber ich bin mir sicher, dass wir uns in die richtige Richtung
bewegen“, sagte Forwick. Er hatte Reiche vergangene Woche nach Washington
begleitet und US-Finanzminister Scott Bessent und den US-Handelsbeauftragten
Jamieson Greer getroffen.
10-Prozent-Frage: Die Regierung könne mit einem niedrigen Basiszoll leben —
wenn er Berechenbarkeit bringe. „Wenn wir Zölle alle paar Wochen ändern, ist es
für Unternehmen nicht möglich, die notwendige Planung vorzunehmen“, sagte er.
Aber 25 Prozent? Das sei ein No-Go. „Ich denke zum Beispiel an den
Automobilsektor — da gibt es einen sehr hohen Zoll von 25 Prozent“, sagte
Forwick. Das wäre „wirklich das Ende einiger Handelsbeziehungen“. Sektoren wie
Pharma, Halbleiter und Flugzeuge seien wegen ihrer starken Verflechtungen
besonders anfällig.
NUN LIEFERT MAL: Beim EU-Gipfel in Brüssel erwarten die Staats- und
Regierungschefs heute ein Update der EU-Exekutive zu den Gesprächen mit der
Trump-Administration.
Merz will auf schnelle, schlanke Abkommen zu den größten Wirtschaftszweigen
drängen. Ihn treibt die Sorge um, dass Brüssel einen umfassenden Handelsrahmen
ausarbeiten könnte, bei dem die wichtigsten deutschen Industriebranchen
schlechter wegkommen.
Die Beibehaltung der gegenseitigen Zölle „ist nicht das Mandat, das wir der
Europäischen Kommission erteilt haben“, sagte ein EU-Diplomat unseren Kollegen
Camille Gijs and Jordyn Dahl in Brüssel.
Mehr zum Stand der Zoll-Debatte und den deutschen Sorgen finden Sie hier.
FACHKRÄFTEMANGEL
AN DIE ARBEIT: Die CDU/CSU-Fraktion hat erste Vorschläge zu den im
Koalitionsvertrag vereinbarten Arbeitsanreizen gegen den Fachkräftemangel
beschlossen. Die Eckpunkte liegen meiner Kollegin Pauline von Pezold vor.
1. Aktivrente: „Wir wollen Arbeiten im Alter attraktiver machen“, heißt es zur
Aktivrente (hier). „Wer das gesetzliche Rentenalter erreicht und freiwillig
weiterarbeitet, wird sein Gehalt bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei
erhalten.“
Wichtig: Der „neue Freibetrag soll zusätzlich zum Grundfreibetrag gelten“. Die
SPD wollte bisher lediglich den Grundfreibetrag auf 2000 Euro aufzustocken.
Aktivrentner sollen keine Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung
zahlen. Damit sie weiter für ihren Arbeitgeber arbeiten können, soll für sie das
Vorbeschäftigungsverbot für befristete Verträge aufgehoben werden.
2. Überstunden: Zuschläge für Überstunden jenseits der Vollzeitarbeit sollen
steuerfrei werden (hier). Als Vollzeit sollen für tarifliche Regelungen
mindestens 34 Stunden und für nicht tariflich festgelegte Arbeitszeiten 40
Stunden pro Woche gelten.
3. Aufstockung von Teilzeit: „Wenn Arbeitgeber eine Prämie zur Ausweitung der
Arbeitszeit zahlen, werden wir diese Prämie steuerlich begünstigen“, heißt es in
dem Papier (hier). Steuerfrei sind für eine dauerhafte Erhöhung der
wöchentlichen Arbeitszeit gewährte Prämien bis maximal 225 Euro/Stunde und
insgesamt 4.500 Euro.
ARBEITSKOSTEN
DER NÄCHSTE SCHRITT BEIM RENTENPAKET: Arbeitsministerin Bärbel Bas konkretisiert
die Rentenpläne der Regierung: Sie will die Mütterrente ausweiten, das
Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent festschreiben — und dennoch sollen die
Beiträge in dieser Wahlperiode nicht stärker steigen als sie es ohnehin getan
hätten.
Die Details: Rasmus Buchsteiner hat den Gesetzentwurf des Arbeitsministeriums
eingesehen, der nun im Kabinett abgestimmt werden soll. Demnach soll die
Mütterrente für Frauen mit vor 1992 geborenen Kindern erst 2028 starten. Die
Haltelinie für das Rentenniveau würde erstmals 2029 greifen.
Die Finanzierung: Die Kosten von rund 14 Milliarden Euro bis Ende 2029 übernimmt
der Bund aus Steuergeld. Der Beitragssatz steigt laut Gesetzentwurf von heute
18,6 Prozent auf 20,0 Prozent im Jahr 2028.
AUTOINDUSTRIE
NICHT MEHR GELADEN LADEN: Die technischen Anforderungen an öffentlich
zugänglichen Ladepunkten für E-Autos sollen vereinheitlicht werden. Meinem
Kollegen Lars Petersen liegt der Referentenentwurf der überarbeiteten
Ladesäulenverordnung aus dem BMWE vor (hier).
Einmal hin, alles drin: Die Regelung soll den Wildwuchs bei Steckerformaten,
digitaler Vernetzung und Authentifizierung eindämmen und gleichzeitig für
weniger Bürokratie bei den Betreibern sorgen. Sie sollen Nachweise über
technische Standards nur noch auf Anforderung vorlegen müssen.
Auch die Meldeverfahren für In- und Außerbetriebnahme sowie Betreiberwechsel
sollen leichter werden. Die Bundesnetzagentur erhält dafür erweiterte Kontroll-
und Sanktionsbefugnisse.
Zeitplan: Deutschland passt damit sein Recht an die europäische AFIR-Verordnung
an. Bis zum 4. Juli ist der Entwurf in der Verbändeanhörung.
MERCOSUR
VEREINT IM PROTEST: Frankreich und Polen haben gemeinsam Kritik am
ausgehandelten Mercosur-Abkommen geübt. Die Agrarminister warnten, das Abkommen
könne Proteste ihrer Landwirte auslösen, da es den Markt mit billigen Importen
aus Südamerika fluten würde.
Sie werfen der EU-Kommission vor, heimlich verhandelt und die Interessen der
Landwirte missachtet zu haben. Brüssel schlägt zwar ein Zusatzprotokoll und
einen Ausgleichsfonds vor, doch das überzeugt Paris und Warschau nicht.
Voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli will die EU-Kommission den
Mitgliedstaaten den finalen Text des Abkommens vorlegen.
ETS2
WEITERE ENTLASTUNGEN: 16 der 27 EU-Länder wollen die bevorstehende
CO₂-Bepreisung für Autos und Heizungen ändern. Das geht aus einem Dokument
hervor, das unserer Kollegin Louise Guillot vorliegt (hier).
Deutschland unterstützt den Vorstoß. An dem Arbeitspapier schrieb auch die
Fachebene aus Berlin mit. Mit großen Preissprüngen sei niemand geholfen — auch
nicht dem Klima, hört Laura Hülsemann aus dem Umweltministerium.
Strg + Entf: Gestern hat Deutschland erstmals Zertifikate gelöscht. Insgesamt
wurden CO2-Zertifikate im Wert von 514.000 Tonnen vom Markt genommen.
Grund ist der Kohleausstieg und die dadurch wegfallenden Emissionen. Durch die
Löschung wird der sogenannte „Wasserbetteffekt“ vermieden und es dürfen nicht
mehr an anderer Stelle Klimagase ausgestoßen werden.
Mehr dazu hier.
ANSIEDLUNGSPOLITIK
SECHS AUF EINEN STREICH: Sechs Konsortien aus Deutschland haben sich bislang für
den Bau einer AI Gigafactory beworben. Die Zahl nannte das
Forschungsministerium.
„Als Bundesregierung haben wir allen deutschen Bewerbern zugesichert, ihre
Interessensbekundung gegenüber der EU-Kommission zu unterstützen“, sagte eine
Sprecherin zu Tom Schmidtgen auf Nachfrage.
Kanzler Merz hatte am Montag beim Tag der Industrie gesagt, dass Deutschland
„vielleicht eine, vielleicht zwei, sogar drei große Gigafactories“ bauen
könne.
Fünf AI Gigafactories will die EU ausschreiben und fördern. Sie bestehen aus
mehr als 100.000 speziellen Chips und sind für Anwendungen der Künstlichen
Intelligenz essenziell. Die Frist lief am 20. Juni aus.
Druck aus Dresden: Sachsen fordert, bei den Chips europäische Hersteller zu
priorisieren. Es müsse ein „Anliegen sein, auch europäische Technologien“ zu
berücksichtigen, sagte ein Regierungssprecher zu Tom. Dafür solle „die
öffentliche Beschaffung als strategisches Instrument genutzt werden“. Sachsen
hat mit dem „Silicon Saxony“ die größte Halbleiterproduktion in Europa.
HABECK KAM NICHT: Die Nachricht, über die POLITICO schon am Montag berichtet
hatte, erreichte Robert Habeck offenbar erst gestern: Er sollte im
Haushaltsausschuss zur geplatzten Northvolt-Förderung aussagen.
Party statt Northvolt: Offenbar wurde vergessen, Habeck rechtzeitig vorzuladen,
berichtet der Spiegel. Das Sekretariat habe nur die Tagesordnung aktualisiert,
ihm aber erst am Mittwoch kurz vor 11 Uhr geschrieben. Die Folge: Er kam nicht.
Der Tagesordnungspunkt wurde wegen einer Ausschuss-Grillparty am Abend fallen
gelassen.
Union sauer: „Das ist ein verantwortungsloses Machtspiel“, sagte
Unions-Fraktionsvize Sepp Müller zu Tom. Habeck gehe es nicht „um
wirtschaftliche Sorgfalt, nicht um parlamentarische Kontrolle“.
Nachfolgerin Reiche sagte in ihrer Regierungsbefragung, Habecks Entscheidung für
Northvolt sei mit guter Absicht getroffen worden, habe sich aber als
„fehlerhaft“ erwiesen.
HEUTE WICHTIG
— WIRTSCHAFTSWENDE: Um 9 Uhr berät und beschließt der Bundestag den
Investitions-Booster. Hier geht’s zur Tagesordnung.
— JAPAN: Um 13.30 Uhr tauscht sich Forschungsministerin Dorothee Bär mit dem
japanischen Minister für wirtschaftliche Sicherheit, Minoru Kiuchi, aus.
— SPD: Um 14:15 Uhr nimmt Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth an einer
Paneldiskussion zum Clean Industrial Deal beim Wirtschaftsforum der SPD teil.
Das war Industrie und Handel — das Wirtschaftsbriefing von POLITICO. Vielen
Dank, dass Sie uns lesen und abonnieren. Bis zur nächsten Ausgabe!